31.07.2023 - Gedenken für Roma und Sinti am 2. August

 

 


Die Kultur- und Wissenschaftsdezernentin
Dr. Ina Hartwig


PRESSEINFORMATION
31.07.2023

Gedenken für Roma und Sinti am 2. August

Der Förderverein Roma e.V. lädt zur Gedenkveranstaltung anlässlich des 79. Jahrestages der Vernichtung von über 4.000 Roma und Sinti im Konzentrationslager Auschwitz ein. Die Veranstaltung findet am Mittwoch, 2. August um 18 Uhr in der Braubachstraße 18-22, Geschäftsstelle des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, statt. Seit 2015 ist der 2. August Europäischer Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma.

In der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 wurden über 4.000 Roma und Sinti im Zuge der „Liquidierung“ des sogenannten „Zigeunerlagers“ im Vernichtungslager Auschwitz vergast. „Arbeitsfähige“ Roma und Sinti wurden vor der Mordaktion selektiert und in andere Lager deportiert. Dieser Mord bildete gleichsam die Spitze der Erfassung, Verfolgung und Vernichtung der Roma und Sinti während des Nationalsozialismus.

„Der institutionalisierte und pseudowissenschaftlich begründete Massenmord an europäischen Sinti und Roma blieb leider auch lange Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges Expertenwissen. In Anbetracht seines Ausmaßes ist dieser Umstand unverständlich und höchst beschämend. Es ist dem unermüdlichen Engagement der zivilgesellschaftlichen Akteurinnen und Akteure zu verdanken, dass dieser Massenmord immer mehr die Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit erfährt. Als pluralistische demokratische Gesellschaft sind wir in der Verantwortung, die Ursprünge dieser Verbrechen zu ergründen, um die notwendigen Schlüsse für das Hier und Heute zu ziehen. Ich lade alle Interessierten zur Gedenkveranstaltung ein und danke dem Förderverein Roma e.V. für die Austragung des Gedenkens. Lassen wir die Betroffenen unsere Solidarität spüren“, sagt Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig im Vorfeld der Veranstaltung.

Bereits in den 1930er Jahren wurden in enger Kooperation zwischen dem „Rassehygienischen Institut“ des Reichssicherheitshauptamtes, verschiedenen Kriminalämtern sowie städtischen und kirchlichen Einrichtungen alle Roma und Sinti in Deutschland erfasst, inhaftiert und schließlich in Vernichtungslager deportiert. Schätzungsweise eine halbe Million Roma und Sinti wurden bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa ermordet. Roma und Sinti nennen diesen Genozid „Porajmos“, was so viel wie „Verschlingen“ oder „Zerstörung“ auf Romani bedeutet.

In Frankfurt waren Eva Justin und Robert Ritter als maßgebliche „NS-Rasseforscher“ für den Völkermord an über 20.000 deutschen Roma und Sinti mitverantwortlich. Trotz ihrer Verbrechen wurden sie auch nach dem Krieg nicht strafrechtlich belangt und nach 1945 von der Stadt Frankfurt sogar im Sozial- und Gesundheitsamt in leitenden Positionen beschäftigt. Eva Justin hatte im Rahmen ihrer Tätigkeit und im Auftrag der Stadt Frankfurt am Main erneut mit Roma und Sinti zu tun. Das städtische Gesundheitsamt war in der NS-Zeit von Amts wegen in die aus rassistischen Motiven mit „Erbbiologie“ begründete Gesundheitspolitik einbezogen, deren verbrecherische Praxis Sterilisationen und „Euthanasie“ einschloss.

Das jahrelange Engagement der Roma-Union Frankfurt, des Fördervereins Roma e.V. und vieler Unterstützerinnen und Unterstützer ermöglichte die Anbringung einer Gedenktafel. Diese erinnert seit dem 27. Januar 2000 am ehemaligen Stadtgesundheitsamt, dem Tätigkeitsfeld von Ritter und Justin, an die begangenen Verbrechen und das Leid der Frankfurter Roma und Sinti. Die Tafel benennt die Täter und klagt die Verantwortung gegenüber Roma und Sinti auch nach 1945 ein.

 

Dezernat Kultur und Wissenschaft
Pressesprecherin und Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit
Jana Kremin
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